Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm wurde Heimat 1877 definiert, als zum einen „das land oder auch nur der landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden aufenthalt hat“ und zum anderen „der geburtsort oder ständige wohnort“. Es wird erkennbar, dass der Heimatbegriff dazu benutzt wurde, sein Aufenthalts- oder Bleiberecht zu verdeutlichen. Wer kein Heimrecht besaß, war nicht nur heimatlos, sondern auch weniger privilegiert. Heimat zu haben bedeutete vor allem eine notdürftige Versorgung durch öffentliche Kassen zu haben.
Heimat war in meinen Kindertagen nur auf einen winzigen Fleck begrenzt. Die Straße, das Dorf und die damit verbundenen Menschen. Meine geografische Heimat ist verlorenen gegangen mit meinem Weggang in eine andere Gegend, und dem Verschwinden vieler Kindheitserinnerungsstücke und den Menschen, die unmittelbar damit zu tun hatten.
Meine Heimat von heute ist nicht mehr geografisch festzumachen, sondern ist dort wo ich mich wohl fühle, wo ich Herzenswärme spüre, wo Vertrautheit eine wichtige Rolle spielt. Heimat ist dort, wo mein Herz zu Hause ist.
Seit vielen Jahren bin ich mit Mikrophon und meinem Heimatbildersammelbuch unterwegs, um von den Menschen, die mir begegnen, ihr Heimatbild zu erfahren. Für viele bedeutet Heimat eine Rückbesinnung auf die Kinderzeit, einige definieren ihre Heimat mit der Nase, dort wo besondere Gerüche in Erinnerung geblieben sind. Ich kenne etliche Heimat- oder Mundartdichter, die erst in der Fremde zu ihrer Muttersprache gefunden haben. Heimat ein Sehnsuchtsort für die Sprache, für die Muttersprache, den Dialekt. Unlängst konnte ich lesen, dass Heimat dort ist, wo mich die Marktfrau versteht, wo also die Sprache gesprochen wird, die aus dem Herzen kommt und nicht aus dem Kopf.
Im Stern Nr. 51 von 2004 wird Mario Adorf zum Thema Heimat zitiert: „…Heimat hat unbedingt mit Sprache zu tun. Und mit Dialekt. Hochdeutsch ist zwar praktisch, hat aber keinen Gefühlswert. Wir machen uns gern lustig über Mundart, unterschätzen aber immer noch den Herzenswert des Dialekts“.