Wandern heißt für mich: Naturerleben mit allen Sinnen. Am besten lässt man seine Uhr zu Hause und verstaut das Handy für Notfälle im Rucksack. Nur so kann man zeitlos werden, sich ohne Termindruck auf seinen Weg einlassen, Landschaftsbilder aufnehmen mit allen Sinnen.
Die Wegbeschaffenheit in der freien Natur ist ein Fitness-Parcours voller Herausforderungen, mal sanft, mal steil, mal felsiger Untergrund, mal ein weicher Wiesenweg, schmale Pfade, kleine Stege, Holzplatten und Steine zum balancieren. Mein Freund, der Wanderphilosoph Ulrich Grober, schreibt in seinem Buch „Vom Wandern: „Die alte Kunst des Wanderns ist heute Einspruch gegen das Diktat der Beschleunigung. Das gehen in der Landschaft nimmt das Tempo aus dem Alltags. Die fließende Bewegung im Freien tritt an die Stelle des erstarrten Sitzens. Der langsame, stetige Strom der Eindrücke ersetzt die mediale Sturzflut der Bilder. Im Gelände navigierend bilden und schulen wir unseren Orientierungssinn, die Fähigkeit, die eigene Position zu bestimmen, Ziele festzulegen, Übersicht zu bewahren und Kurs zu halten. Ohne die direkte Erfahrung der begehbaren Nahräume bleibt die Wahrnehmung der besehbaren globalen Räume oberflächlich. Wer zu einer Wanderung aufbricht, tauscht den thermischen Komfort der Büroräume, Einkaufszentren und Wohnungen mit der frischen Luft der Wälder, die feinstaubbelastende Luft der Ballungszentren mit dem Reizklima der Küsten und Berge oder dem Schonklima der Mittelgebirge.“
Einfach losgehen, mal ein zwei Tage, eine Woche oder länger. Jeder sollte es einmal versuchen, es ist nie zu spät. Wandern macht glücklich. Was zählt mehr?