Bayern gilt als Terra Benedictina – 178. Tag

Marktl im Tiefschlaf

Die Salzach ist Grenzfluss zwischen Österreich und Deutschland

Marktl – Tittmoning / 14.09.2010 / 178. Tag

Marktl liegt noch unter einer dicken Nebelwand, als wir uns bereits vor 8.00 Uhr auf den Weg zur Grenzstadt Burghausen an der Salzach machen. Wir wandern einige Stunden durch ein großes Waldgebiet auf den Spuren Papst Benedikts XVI zwischen Salzach und Inn: der Benediktweg verbindet auf vielen Kilometern verschiedene Lebensstationen des Papstes.

Über Jahrhunderte ist Bayern durch das Wirken der Benediktiner geprägt worden. Deshalb gilt Bayern als auch „Terra Benedictina“. Das Wirken des Ordens hat auch bei Josef Ratzinger Spuren hinterlassen. Er hat den Namen des Mönchsvaters und Patron des Abendlandes Benedikt angenommen.

Burghausen an der Salzach

In Burghausen trifft uns das hektische Stadtleben mit voller Macht. Am Stadtrand herrscht Baulärm durch Straßenbauarbeiten, der Verkehr wird auf unseren Wanderweg umgeleitet. Erst als wir die Burganlage von Burghausen erreicht haben, ist es wieder angenehm ruhig. Die Burg oberhalb der Salzach ist mit eintausendeinundfünfzig Metern die längste Burganlage Europas. Im 18. Jahrhundert wurde die Burganlage nach dem System des Festungsbaumeisters Marschall Sébastian de Vauban erweitert, im 19. Jahrhundert von Napoleon modernisiert. Wie ein großes Dorf zieht sie sich mit ihren Mauern, Zinnen, Türmen und Kapellen über die schmale Bergzunge bis zum Felsvorsprung über der Salzach. Unterhalb der Burganlage erstreckt sich die malerische Altstadt von Burghausen entlang der Salzach: verträumte Gassen und Winkel, Straßencafes und kleine Geschäfte. Wir wandern über die Brücke nach Ach in Österreich und haben von der Außenterrasse eines kleinen Cafes einen Bilderbuchblick auf Burghausen und die imposante Burganlage.

Jede Pause geht einmal zu Ende. Wir haben noch etliche Kilometer zurückzulegen. Mein Sohn Benjamin treibt mich an und erhöht das Wandertempo. Emma schließt zwischendurch Freundschaft mit einem Beagle. Leider wandert dessen Frauchen nicht in unsere Richtung.

Vom Zollhaus zum Kunsthaus

An der neuen Brücke zwischen Bughausen und Österreich ist das ehemalige Zollamt zum Kunsthaus umfunktioniert worden, hier treffen sich Künstler von beiden Seiten der Grenze. Einige Kunstwerke sind im Freien zu bewundern.

Die Salzach ist Grenzfluss zwischen Österreich und Deutschland. Die Ufer beiderseits sind dünn besiedelt. Auf österreichischer Seite werden wir bis Tittmoning nur wenige Häuser sehen. In Deutschland sind es vereinzelte Gehöfte in der Nähe der Salzach. Irgendwann ein Hinweis auf einen Historischen Grenzstein von 1721, der die alte Grenze zwischen Salzburg und Bayern markierte. 50 Meter vom Ufer der Salzach steht er versteckt im Wald.

Als wir in Tittmoning ankommen, sind seit dem Start in Marktl neuneinhalb Stunden vergangen. Am Marktplatz finden wir schnell eine Unterkunft. In Tittmoning hat Josef Ratzinger einen Teil seiner Kindheit verbracht. Nur einen Steinwurf von unserem Hotel wohnte die Familie Josef Ratzingers so genannten „Stubenrauchhaus“, einem stattlichen Bau direkt am Stadtplatz. Heute werde ich das Hotel nicht mehr verlassen, das Stubenrauchhaus muss bis morgen warten.

Warten muss auch die Flaschenpost, die wir heute am Ufer der Salzach gefunden haben. Wir sind gespannt, was sie enthält.

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