Der lachende Vagabund – 184. Tag

Unterwegs in Berchtesgaden

Unterwegs in Berchtesgaden / 20.09.2010 / 184. Tag

Der lachende Vagabund
Was ich erlebt hab‘ das konnt‘ nur ich erleben
Ich bin ein Vagabund
Selbst für die Fürsten soll’s den grauen Alltag geben
Meine Welt ist bunt meine Welt ist bunt
Ha, Ha, Ha, Ha….

Unterwegs auf dem Königsee

 

St. Bartolomä

Soweit die erste Strophe des Liedes, das Fred Bertelmann in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gesungen hat. Wenn dann sein unvergleichliches Lachen erklang, mussten wir meiner Großmutter das Taschentuch reichen. Sie wollte das Lied immer wieder hören, ab es flossen auch regelmäßig Tränen. Sie hatte die Single-Schallplatte von einem Urlaub in Berchtesgaden mitgebracht. Ich weiß nicht mehr wie oft sie gemeinsam mit Opa im Berchtesgadener Land Urlaub machte. Aber die vielen Mitbringsel, die meinem Bruder und mir jährlich zukamen, deuten darauf, dass sie immer wieder zum Königsee zurückkehrte. Die Lederhosen, die ich als Kind tragen musste, die Kniestrümpfe und weiß-blauen Hemden stammten allesamt aus Berchtesgaden. Ebenso die Glaskugeln mit kitschigem Inhalt. Wenn man sie schüttelte schneite es auf die Kirche von St.Bartholomä. Kindheitserinnerungen die lange zurückliegen, die nun hier in Berchtesgaden und am Königsee zurückkehren.
Noch bevor ich meine nonstop zu Fuß Deutschlandumrundung startete, hatte ich mir vorgenommen, in Berchtesgaden auf den Spuren meiner Großmutter und meines Großvaters unterwegs zu sein. Was hatte die Beiden so begeistert, dass sie immer wieder hierher zurück kamen?
Zum einen war es sicherlich die fantastische Bergwelt rund um Berchtesgaden mit dem Blick auf den Watzmann und die umliegenden Berge, der Königsee und die Überfahrt nach St. Barholomä. In Erinnerung an meine Großeltern sitze ich dann im Boot mit Blick über den See und dem sagenhaften Blick auf die Ostwand des Watzmanns. Bis St. Bartholomä sind es 5 Kilometer über den See. Das batteriebetriebene Boot erreicht eine Geschwindigkeit von 12 km/h. In der Mitte des Königsees stoppt der Kapitän sein Boot und spielt mit kleinen Pausen ein Stück auf der Trompete. In den Pausen ist das Echo gut zu hören. Die Halbinsel St.Bartholomä mit Kirche und zwei Gasthäusern kommt immer näher. Die Halbinsel schiebt sich wie eine Landzunge in den Königsee. Im Laufe der letzten 10.000 Jahre wurde die Insel vom Eisbach aus dem Verwitterungsschutt der Watzmannwände aufgeschüttet. Die erste „Basilica in Künigsee“ wurde 1134 geweiht. Im Kern romanisch, erfolgten von 1698 bis 1710 verschiedene Umbauten und eine Barockisierung. Die Wallfahrtskirche ist Endpunkt der traditionellen Wallfahrt von Maria Alm im Salzburger Land über das Steinerne Meer.
Der Königssee liegt im Herzen des 1978 gegründeten Nationalparks Berchtesgaden. Die höchste Erhebung des Nationalparks bildet der Watzmann mit 2713 Meter. Die Ostwand ist mit 1800 Meter reiner Wandhöhe, die höchste Wand der Ostalpen. Der Sage nach wurde im Watzmannmasiv ein grausamer König mit seiner Frau und seinen sieben Kindern versteinert.
Morgen werde ich weiter in Erinnerung an meine Großeltern unterwegs sein. Vielleicht finde ich in einem der vielen Andenkenläden eine Halbkugel in der es schneit wenn ich sie schüttele. Auch meine Welt ist bunt wie die des Vagabunden von Fred Bertelmann. Was ich erlebt, das konnt‘ nur ich erleben.

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