Von Laufenburg nach Laufenburg oder von Deutschland in die Schweiz
Laufenburg – Riedmatt / 26.10.2010 / 220. Tag
Von Laufenburg nach Laufenburg, das heißt wir wandern über die Rheinbrücke von Baden-Württemberg in den Kanton Aargau, von Deutschland in die Schweiz. Das ehemals vereinte Laufenburg, diesseits und jenseits des Rheins gehörte bis zur Trennung durch Napoleon 1801 zu Vorderösterreich. Das linksrheinische Laufenburg wurde 1803 dem neu gegründeten Kanton Aargau zugeordnet. Die Habsburger hatten die strategische Lage von Laufenburg erkannt. Graf Rudolf II. von Habsburg baute den Ort zur befestigten Stadt aus. Laufenburg wurde Residenz der Grafen von Habsburg und wichtiger Handels-, Verwaltungs- und Gerichtsplatz. Heute sind die beiden Laufenburgs wieder eng miteinander verbunden. In wenigen Wochen findet grenzüberschreitend „Altstadt-Weihnachten“ statt. Gemeinsame Kulturtage oder die von den Gastronomen getragenen Habsburger Wochen zeugen von einer engen Zusammenarbeit.
Richtung Bad Säckingen wandere ich am Schweizer Rheinufer. Der schmale Pfad schlängelt sich nur eine Handbreite vom Rheinwasser entfernt am Ufer entlang. Die Morgensonne durchdringt das Herbstlaub der Bäume. Kormorane ziehen mit kräftigem Flügelschlag haarscharf über die Wasserkante. Graureiher beschimpfen uns im Davonfliegen mit spitzen Schreien, als wir sie an ihren strategisch günstigen Futterplätzen stören. An einem über zwei Meter dicken Baum hat ein Biber Herkulesarbeit geleistet. Die frischen Nagespuren zeugen von einer intensiven Nachtarbeit. Der Baum wird in wenigen Tagen in den Rhein kippen. Alle fünfhundert Meter erinnern die grauen Betonbunker an eine Zeit, da es an der Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland nicht so friedlich war wie heute.
Nach drei Stunden werden die ersten Häuser von Bad Säckingen sichtbar. Über Europas längste gedeckte Holzbrücke wandere ich vom schweizerischen Stein ins deutsche Bad Säckingen. In Bad Säckingen bin ich dann dem Trompeter von Säckingen auf der Spur. Leider erfolglos. Der Dichter Johann Victor von Scheffel hat das Versepos vor über 150 Jahren geschrieben. Der Kater Hiddigeigei dient als Sprachrohr des Dichters und begleitet die Liebesromanze zwischen dem bürgerlichen Sohn Franz Werner Kirchhofer und dem adeligen Fräulein Maria Ursula von Schönau, die in der Scheffel’schen Dichtung Margaretha heißt. Von der Höhe eines Turms blickt Hiddigeigei auf das „Treiben der Parteien“. Sein Glaube an das Gute ist zerbrochen. Der arme Kater fürchtet sich vor dem Alter und beschreibt den Niedergang der Menschen und der Dichtung. Heute ist der Kater Hiddigeigei Bad Säckingens Symbolfigur für Glück und gutes Gelingen.
Hinter Bad Säckingen nutze ich mit Emma den Rheinuferweg auf deutscher Seite. Eine kleine Hinweistafel zeigt an, dass ich mich am südlichsten Zipfel des Landkreises Waldshut befinde. Zwischen Bad Säckingen und Schwörstadt klingelt mein Handy. Hans-Martin Vögtle möchte mich treffen. Zum einen ist er mit Leib und Seele der „Nachtwächter von Bad Säckingen“ (mindestens eine Führung pro Abend) zum anderen ist er freier Mitarbeiter der ortsansässigen Zeitung. Wir treffen uns unterwegs am Weg entlang des Rheins irgendwo im Grünen. In den nächsten Tagen wird ein weiterer Bericht von Emma und dem Grenzgänger erscheinen. Hans-Martin ist begeistert von unserer Tour. Wenn wir im Elsaß wandern, will er uns für einen Tag besuchen.
Der deutsche Rheinuferweg ist asphaltiert. Die Idylle des Morgens ist dahin. In Riedmatt bestelle ich per Handy ein Zimmer. Das Hotel zum Storchen ist eine gute Wahl.
Fazit des Tages:
Glück ist…
mit Emma im sonnendurchfluteten Herbstlaub
zwischen Laufenburg und Bad Säckingen am Hochrhein
auf schmalem Pfad, handbreit neben der Rheinwasserkante
linksrheinisch Richtung Westen zu wandern.