Heißer Kaffee und Butterlaugenhörnchen wecken meine Lebensgeister – 136. Tag

Nasskaltes Sommerwetter rund um Bad Schandau

Bad Schandau – Rosenthal/Ottomühle / 03.08.2010 / 136. Tag

Am Samstag bin ich über den Oberlausitzer Bergweg in Bad Schandau an der Elbe angekommen. In den nächsten Tagen möchte ich bis nach in Altenberg, um dann über den Kammweg des Erzgebirges, der in Altenberg beginnt, weiter nach Süden zu wandern.

Wer in Bad Schandau mit dem Zug ankommt, kann mit der Fähre direkt zu Innenstadt gebracht werden. Umgekehrt funktioniert es genauso. Diesen „Weg“ können auch Wanderer nehmen. Auf der Wanderkarte ist in der Nähe des Bahnhofs ein Weg eingezeichnet, der durch die Sächsische Schweiz Richtung Papstdorf und Cunnersdorf führt. Allerdings findet sich nirgendwo vor oder am Bahnhof ein Hinweisschild auf diesen Wanderweg. Es scheint ihn nicht zu geben. Wir stehen im „Regen“, nicht nur im übertragenen Sinn. Wir fragen uns durch und finden schließlich unseren Weg nach Süden.

Klaus Ditl und Emma begleiten mich durchs nasskalte Sommerwetter. Klaus kennt einige Wege rund um Bad Schandau, ich kann meine Karten im Rucksack lassen. Es regnet ununterbrochen auf der gesamten Strecke von Bad Schandau zur Ottomühle. Wir mummeln uns ins Regenzeug und ziehen teilweise schweigend durch den Wald. Vom Elbetal müssen wir zunächst ordentlich steigen. Von außen tropft der Regen, innen treibt uns der Schweiß aus den Poren. Durchs Emmas Fell ziehen kleine Rinnsale.

In Cunnersdorf, direkt am Weg, eine kurze Rast in der Bäckerei Schmidt. Eine heißer Kaffee und ein Butterlaugenhörnchen wecken meine Lebensgeister. Klaus trinkt nur ein Wasser, er ist auf Fastenwoche. Als wir später einen weiteren Aufstieg zu bewältigen haben, bekommt er das zu spüren und muss abreisen lassen. Oben angekommen beflügelt ihn ein Löffel Honig. Klaus legt ein Tempo vor, dass ich ihm kaum folgen kann. Er ist nicht mehr zu bremsen. Man könnte glauben, in den Honig sei ein Dopingmittel gemischt. Ich lasse ihn ziehen auf dem langen Weg durchs teilweise felsige Waldgebiet nach Rosenthal.

Die Felsgebilde haben alle Namen, ich will sie mir nicht merken, will nur ankommen, an diesem fürchterlichen Regentag über neblig, nasse Waldpfade.

Klaus erzählt von zwei Wanderfreundinnen. Eine will im nächsten Jahr die ehemals innerdeutsche Grenze ablaufen (dafür empfehle ich ihr das Buch von Peter Schanz), die andere möchte in zwei Jahren mit einem Maultier für ein Jahr Richtung Osten wandern. Für Klaus ein bislang unvorstellbares Projekt. Klaus braucht Planungssicherheit. Vielleicht kann ich ihn in den nächsten Tagen für dafür begeistern sich einfach mal auf einen Weg einzulassen ohne feste Zeitvorgabe. Einfach Landschaft, Menschen und Tiere mit allen Sinnen genießen.

Nach viereinhalb Stunden haben wir die Ottomühle erreicht. Die Mühle stand bereits um 1548 an der Biela. 1651 betrieb Jacob Röhrer dort eine Mahlmühle. Da er und sein Nachfolger „Fußzaunknechte“ am Wildzaun zur nahen böhmischen Grenze waren, nannte man die Mühle „Zaunknechtsmühle“. Reiseführer beschreiben das Bielatal als wildromantische. Ein Eldorado für Kletterfans. Neben den Herkulessäulen findet der Wanderer auf verschiedenen Wegen durchs Tal eine bizarre Felsenwelt mit verschiedenartigsten Felsentürmen. Im nebligen Bielatal bleibt uns der Blick auf die Felsformationen versagt. Vielleicht hat der Wettergott morgen ein Einsehen.

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