Irgendwann versinkt die Welt in Grau – 66. Tag

„Wer recht in Freuden wandern will – der geh‘ der Sonn‘ entgegen!“

Emden – Rysum / 24.05.2010 / 66. Tag

Der Wind bläst kalt und kräftig, als ich mit Emma die Innenstadt von Emden verlasse. Barbara und Siegfried haben sich auf den Heimweg ins Saarland gemacht. Die Lieder von gestern klingen noch im Ohr. Beim Abschied hat mir Barbara den Text des Liedes von Emanuel Geibel „Wer recht in Freuden wandern will“ in die Hand gedrückt. Der Text entstand bereits 1839. Die erste Strophe lautet:

„Wer recht in Freuden wandern will
der geh’ der Sonn’ entgegen!
Da ist der Wald so kirchenstill,
kein Lüftchen mag sich regen.
Noch sind nicht die Lerchen wach
nur im hohen Gras der Bach
singt leise den Morgensegen.“

Deutscher Mühlentag in Rysum

Die rechte Wanderstimmung will allerdings heute nicht aufkommen. Die Temperatur fällt, der Wind treibt tief liegende graue Wolken über uns hinweg. Irgendwann versinkt die Welt in Grau. Selbst die Flügel der vielen Windräder an denen wir vorbeiwandern sind im nebligen Grau kaum auszumachen. Die grauen Wolken vermischen sich mit noch grauerem Hochnebel. Es schaudert uns.
Die Orte, die wir durchwandern heißen Larrelt und Wybelsum. Wir machen keine Pause, wir wollen einfach nur ankommen. Ständig wandern wir an irgendwelchen kleinen und größeren Wasserläufen und Kanälen vorbei. Später erfahre ich, dass ich mich mit Emma in der feuchtesten Region Ostfrieslands befinde. Da das Land unter N.N. liegt muss es ständig entwässert werden. Diese Aufgabe übernimmt das Siel- und Schöpfwerk Knock, südwestlich von Emden. Bei Volllast schafft die Pumpe 60 Tonnen Wasser pro Sekunde. Sie ist eine der größten Pumpen Europas.
Kurz vor Rysum, unserem heutigen Ziel, klart das Wetter ein wenig auf. Die Räder der Windmühle drehen langsam. Heute ist Deutscher Mühlentag. In der Mühle haben regionale Künstler eine Ausstellung vorbereitet. Im Müllerhüs werden Erbsensuppe und Matjes mit Brot angeboten. Selbst die Erbsensuppe kann mich nicht wirklich erwärmen.

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