Am Hohenbogen befindet sich der Eingang zum Himmel – 161. Tag

Der Eingang zum Himmel

Grafenried – Eck / 28.08.2010 / 161. Tag

Eine dicke Nebelwand versperrt die Sicht zum Gipfel des Hohenbogen als ich in Grafenried mit Gabi und Michael in den Berg starte. Nach einigen Häusern befinden wir uns auf einem breiten Forstweg mit angenehmer Steigung und einigen Kehren. Dann zeigt Michael in eine Steilwand und lächelt: „Bitte schön, der Eingang zum Himmel.“

Über Stock und Stein führt der Weg auf schmalem Pfad fast senkrecht nach oben. Eintausendsechshundert Meter brutal bergan. Es ist der anstrengendste Anstieg seit ich vor über fünf Monaten aufgebrochen bin. Schweiß rinnt von meiner Stirn während Gabi über die Steine springt wie ein junges Reh. Bald ist sie im Nebel verschwunden. Emma versucht das Rudel zusammen zu halten. Sie fühlt sich sichtlich wohl. Hat Spaß daran über die Äste, Steine und Felsen zu springen. Der Eingang zum Himmel ist für mich eher das Tor zur Hölle. Ich lenke mich ab indem ich an Grubers Genuss-Hotel in Herzogau denke und die liebevolle Aufnahme von Familie Wagner. Wir haben uns versprochen uns wieder zu sehen.

Gabi und Michael warten oben am Sendemast auf mich. Kalter Wind fegt über den Bergrücken. Wir ziehen weiter bergab. In Watzlsteg überqueren wir die Regen, machen am Flusslauf eine Pause und verschwinden wieder im Wald. Über Reitenberg und dem Kreuzfelsen steigen wir zur Kötzinger Hütte, die eingebettet von Wald und Fels windgeschützt in der Sonne liegt. Der Nebel hat sich endlich verzogen, die Aussicht nach beiden Seiten vom Berg ist wie hingemalt. Während der Pause erzählen wir uns Geschichten aus unserem Wanderleben. Unsere Seelen schwingen im Takt, wie Michael es später formuliert.

Am Großen Riedelstein wurde dem Volksdichter Maximilian Schmidt ein Denkmal gesetzt. Eine Bronzetafel zeigt ein Reliefporträt des Dichters, der1832 in Eschlkam geboren wurde. In vielen Texten und Romanen beschrieb er die seine Heimat, den bayerischen und den böhmischen Wald. Maximilian Schmidt war Initiator des ersten Oktoberfesttrachtenzugs 1895 in München, er erhielt für sein engagiertes Wirken von Prinzregent Luitpold den erblichen Titel „genannt Waldschmidt“.

Als wir kurz vor dem Weiler Eck aus dem Wald kommen, liegt direkt vor uns der 1456 Meter hohe Große Arber. Morgen wartet die Königsetappe des Goldsteigs auf mich und Emma. Acht Eintausender sind zu überqueren.

Den Abend verbringen wir gemeinsam im Araacher Hof. Dieter Rackl, der Chef des Hauses, hat die örtliche Presse eingeladen. Fragen über Fragen stürzen auf mich ein, Michael hilft mir beim Beantworten und auch beim Trinken der diversen einheimischen Spirituosen. Zum Abschluss des Abends stehen frische Brezeln auf dem Tisch und frisch angemachter „Obatzda“. Dazu ein letztes Bier. Dann ziehe ich mich mit Emma ins Schlafgemach zurück und hoffe für Morgen auf gute Sicht in den Bergen und ein gutes Gelingen.

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