Der größte Hightech-Drachen der Welt – 160. Tag

Im Kleinen Weiler Gibacht arbeitet Glaskünstler Ralph Wenzel

Waldmünchen-Herzogau – Grafenried / 27.08.2010 / 160. Tag

Beim Frühstück mit Gabi und Michael gesellt sich auch Hermann Plötz aus Furth im Wald zu uns. Hermann kenne ich von der Messe TourNatur in Düsseldorf. Er ist heute auch mit von der Partie und hat in Furth im Wald eine Überraschung geplant.

Die umliegenden Hügel und Berge sind allesamt in Nebel getaucht. Auf manchen Wegabschnitten ist es im Wald richtig dunkel. Die Atmosphäre gleicht eher einer Abendstimmung. Der Nebel wird umso dichter je höher wir steigen.

Ralph Wenzel

 

 

Der größte Hightech-Drachen der Welt

Im kleinen Weiler Gibacht kehren wir ein bei Ralph Wenzel. Der Hüttenwirt ist Glaskünstler. Bereits seine Eltern und Großeltern haben sich mit Glas beschäftigt. Im Rahmen eines Ferienprogramms zeigt der Künstler einigen Kindern wie man selbst eine Glasperle herstellen kann. Die Mädchen sind begeistert und mit Eifer bei der Sache. Am Tannenriegel auf 910 Meter Höhe steht ein Kunstwerk von Ralph Wenzel: der über drei Meter hohe „Leuchtturm der Menschlichkeit“. Neben Glas hat der Künstler darin Steine aus der ganzen Welt verarbeitet. Leider steht das Kunstwerk nicht am Goldsteig, so dass wir uns mit einer Postkarte begnügen müssen. Hinter Gibacht gelangen wir nach wenigen Minuten an die tschechische Grenze. Mitten auf der Grenze steht eine Hütte mit einem großen Steintisch. Die alte Grenzmarkierung von 1766 „Dreiwappen“ erinnert an den bayerisch-böhmischen Grenzvertrag zwischen Kaiserin Maria-Theresia und dem bayerischen Kurfürst Max Josef III vom 3. März 1764, wonach die Grenze neu vermessen wurde. Die in Fels gemeißelten Wappen sind noch gut erkennbar. Wir verlassen die Grenze und wandern im dichten Nebel zu einem beeindruckenden Kreuz aus Stahl und blauem Glas, ebenfalls ein Werk von Ralph Wenzel.

Beim Abstieg im Wald lichtet sich der Nebel. Im Tal liegt Furth im Wald, wo unsere Überraschung auf uns wartet: der größte Hightech-Drachen der Welt im ersten Drachenmuseum Deutschlands. Beim Bau des Drachens haben Hollywoods Effekt-Spezialisten Magicon ebenso mitgewirkt wie führende Mechatronik- und Metallbaufirmen und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Beim Zusammenbau des riesigen Drachens hatte Designer Sikander Goldau Gelegenheit, Fantasie und Ingenieurskunst zusammen wirken zu lassen. Wir sind überwältigt, Emma eher weniger, sie zieht sich in eine Ecke zurück und beobachtet den Drachen aus respektvoller Distanz.

Bis Grafenried sind noch einige Kilometer zurückzulegen. Ein ereignisreicher, spannender Wandertag geht zu Ende. Und hin und wieder ein Blick zurück. Die Hälfte des Goldsteigs liegt hinter mir, auf der Hälfte die vor mir liegt erwarten mich sicherlich weitere interessante Erlebnisse. Dazu passt der Spruch des Tages in der Menükarte des Landhotels Gruber, den Evi Wagner mir gewidmet hat: „Wer nicht manchmal stehen bleibt und zurückschaut, weiß gar nicht, wie weit er schon gekommen ist.“

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