Durchs grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen
Wissembourg – Fischbach/Pfalz / 10.11.2010 / 235. Tag
Rüdiger und Anne müssen zurück. Wir sitzen gemeinsam beim Frühstück im „Schneckehiesel“ in Wissembourg als die Tür aufgeht. Horst Heck, mein Wanderfreund aus Völklingen, steht in der Tür. Er hatte mich vom Start meiner Wanderung am 20. März von Völklingen bis Trier begleitet. Einmal pro Woche hat er sich während meiner gesamten Deutschlandumrundung telefonisch gemeldet. Neben meiner Frau Bernadette war Horst mein Verbindungssprachrohr ins Saarland. Jetzt wird er mich auf den letzten Tagen meiner Mammutwanderung in meine Heimat zurück begleiten. Danke Horst.
Endlich kann ich die Wanderkarte zur Seite legen. Mit Horst an meiner Seite ist verlaufen fast nicht möglich. Er ist ein ausgezeichneter Kartenleser, immer mit dem Daumen dort auf der Karte, wo wir uns gerade befinden. An den kniffligen Kreuzungspassagen überprüft er lieber einmal mehr alle Wegpassagen und Markierungen. Das schützt vorm verlaufen. Oft habe ich mich zu früh entschieden in eine bestimmte Richtung zu laufen, war oft zu faul in die Karte zu schauen, dafür habe ich während meiner Tour immer wieder Lehrgeld bezahlt, das heißt es gab hin und wieder Zusatzkilometer zu absolvieren. Mit Horst komme ich sicherlich auf kürzestem Weg nach Hause.
Nach den vielen Flachetappen entlang des Rheins heißt es heute wieder bergauf und bergab. Hinter Weiler der Aufstieg zum Refuge du Pigeonnier Club Vosgien (432 m), das leider an diesem Wochentag geschlossen hat. Anschließend der Abstieg nach Climbach und weiter Richtung Petit Wingen ou Neudoerfel. Kurz danach der Aufstieg zum Col du Litschhof (337 m) und weiter nach oben über den Krappenfels, dem Col Hohenbourg (475 m) und der Soucre Maidenbrunnen (501 m) zum Kaiser Wilhelm Stein (501 m).
Hier wechseln wir von Frankreich nach Deutschland vom Elsass in die Pfalz. Wir befinden uns im Forst von Annweiler, wandern begab bis Schönau. Immer wieder überraschen uns kleine Regenschauer. Über uns blaue Flecken, die durch die Wolken zu erkennen sind und trotzdem Regentropfen von oben. Emma macht es heute besonders viel Spaß durch Laub zu rasen. Im Pfälzer Wald ist fast das gesamte Laub von den Bäumen gefallen und liegt wie ein dicker, brauner Blätterteppich auf den Wegen.
Durchs Naturschutzgebiet Königsbruch erreichen wir die Ortsrandlage von Fischbach und das Biosphärenhaus im Biosphärenreservat Naturparks Pfälzerwald. Biosphärenreservat ist die Bezeichnung für ein von der UNESCO im Rahmen des Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ anerkanntes und unter nationalem Schutz stehendes Gebiet. Die Reservate sind großflächige, repräsentative Ausschnitte von Natur- und Kulturlandschaften, die sich durch landschaftliche Eigenart und beispielhafte Konzepte zu Schutz, Pflege und Entwicklung auszeichnen. Der Naturpark Pfälzerwald in Deutschland und der daran angrenzende Naturpark Nordvogesen in Frankreich wurden 1998 von der UNESCO zum grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen erklärt.
Das Naturerlebniszentrum am Rande von Fischbach hat einiges zu bieten: zum Beispiel auf Deutschlands erstem Baumwipfelpfad geht es hoch hinaus. In Höhen zwischen 15 und 35 Meter lädt er zum Spaziergang in den Baumkronen ein. Kernstück des futuristischen Gebäudes des Biosphärenhauses ist die interaktive Multimediaausstellung, die spielerisch über die Besonderheiten des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats informiert.
In Fischbach verbringen wir die Nacht und gönnen uns pfälzische Spezialitäten zum Abendessen. Morgen ziehen wir weiter Richtung Westen, immer der Heimat entgegen. In sieben Tagen schließt sich der Kreis. Dann werden wir hoffentlich am Weltkulturerbe Völklinger Hütte ankommen.