Der Moment zählte – 157. Tag

„Mr. Goldsteig“ Michael Körner

Mit „Mr. Goldsteig“ Michael Körner auf Tour

Tännesberg – Oberviechtach / 24.08.2010 / 157. Tag

Hoher Besuch ist angesagt: Michael Körner, „Mr. Goldsteig“, wird mich heute von Tännesberg nach Oberviechtach begleiten. Michael Körner ist zuständig für über 600 Kilometer Goldsteig. Sein „Goldsteigauto“ ist sein Büro. Er kämpft an allen Fronten, bringt neue Ideen ein und ist vor allem auch für die „Überwachung“ des Goldsteigs zuständig. Immer wieder passiert es, dass eine Gemeinde ein Stück natur belassenen Weg unbedingt asphaltieren will. „Damit die Radfahrer besser durch den Wald kommen“, grinst er. Emma freundet sich sofort mit ihm an und umgekehrt ist es genauso.

Michael Körner zeigt mir „seinen Weg“, erzählt von den vielen Kleinigkeiten, die er immer wieder in Ordnung bringen muss. Seine Arbeit macht ihm Spaß, hier kann er sich einbringen, mit dem Goldsteig ist er verwurzelt. Der Wandertag mit ihm vergeht wie im Flug. Später schreibt er mir ins Tagebuch: „Lieber Günter, Liebe Emma, es war mir eine Ehre und sehr große Freude Dich heute auf der Goldsteig-Etappe von Tännesberg nach Oberviechtach begleiten zu dürfen. Es war eine tolle Erfahrung mit dem DEUTSCHLAND-UMRUNDER on Tour zu sein. Der Moment zählte. Auch wenn es schnell verging. Im Sinne vom Jakobsweg wünsche ich Dir und Emma noch ein wohl gelingen auf Deiner restlichen Tour. BUEN CAMINO und SERVUS mach’s guat“.

Danke Michael, Deine Begleitung hat mir und Emma gut getan. Wir freuen uns beide, Dich wieder zu treffen. Vielleicht klappt es ja irgendwann.

An der Burgruine Wildenstein machen wir die erste Rast und genießen den tollen Ausblick. Die tief hängenden, dunklen Wolken stören uns nicht. Hinter Kühlried pflücke ich mir eine Birne vom Baum. Die erste für dieses Jahr, sie schmeckt fantastisch. Der Goldsteig läuft hier parallel zum Jakobsweg. Die Jakobskapelle am Dorfrand von Hermannsried strahlt himmlische Ruhe aus. Hier sitzen wir längere Zeit im Schatten der alten Kastanienbäume. Im Gästebuch der Kapelle lese ich: „Hier ist einer meiner Lieblingsplätze am Goldsteig, vor allem, weil sich hier Ostbayerischer Jakobsweg und Goldsteig besinnlich treffen.“

Emmas neue Freunde

Oberviechtach erreichen wir am frühen Nachmittag. Michael Körner muss zurück. Mir bleibt Zeit, mit Emma durch die Stadt zu schlendern. Oberviechtach ist der Geburtsort des berühmten Doktor Eisenbarth. Karl Pösl, der Hausherr des Gasthauses und Hotels Pösl überreicht mir bei meiner Ankunft eine Broschüre über das Leben von Johann Andreas Eisenbarth. Dort heißt es zu Beginn: „Das Leben des Doktor Eisenbarth beschreiben, heißt ein Kapitel aus der Geschichte der Chirurgie des 17. Jahrhunderts aufzuschlagen. Das bekannte Spottlied ‚Ich bin der Doktor Eisenbarth, kurier die Leut nach meiner Art‘ hat seinen Namen durch die Jahrhunderte getragen, aber ihm auch den Ruf eines Scharlatans eingebracht“. Im Stadtmuseum erfahre ich dann mehr über das Leben des Doktors.

Seit dem Mittelalter herrschte rund um Oberviechtach eine rege Bergbautätigkeit. Dabei wurde vor allem nach Gold gesucht. Im Bereich des Murachtals war das größte Abbaugebiet. Gestern habe ich mit Emma die Murach überquert, Goldspuren konnten wir leider nicht entdecken.

Als ich zum Abschluss unseres Stadtbummels zum Marktplatz komme, begegnet mir der erste Wanderer auf dem Goldsteig. Jean-Pierre kommt aus Schwabach und seit einigen Tagen unterwegs. Während wir auf dem Marktplatz sitzen freundet sich der kleine Julius mit Emma an. In der nahen Eisdiele besorgt er sich eine Eistüte und füttert Emma damit. Emma hat einen neuen Freund gefunden.

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