Die Wurzeln des Nussknackers liegen im Erzgebirge – 139. Tag

Kalter Wind, Regen und viel Nebel

Ruhetag im Erzgebirge / 06.08.2010 / 139. Tag

Das Thermometer zeigt am Morgen 12 Grad. Eisiger Wind zieht über den Lugstein, hinzu kommen heftige Regenschauer und dichter Nebel. Ich entschließe mich spontan einen Ruhetag einzulegen. Allerdings soll es kein Tag zum Faulenzen werden. Ich mache mich auf die Spur des Nussknackers. Hier im Erzgebirge liegen seine Wurzeln, von hier aus wird er in alle Welt verschickt.

In zwei Tagen wird mich mein Weg nach Seiffen führen. Das ehemalige Bergwerksdorf ist heute ein weltbekanntes Spielzeugzentrum. Im Verlauf des vollkommenen Strukturwandels der Region schlug die Geburtsstunde des erzgebirgischen Nussknackers. Die bunt angemalten Nussknacker sind heute aus dem Bild vieler Weihnachtsdekorationen nicht mehr wegzudenken.

Schon im 16. Jahrhundert, mit Beginn des Niedergangs des Silberbergbaus im Erzgebirge, finden sich erste Belege einer volkskünstlerischen Entwicklung. Was zunächst als Feierabendkunst entstand, als „Zubrot“ der Familien, vor allem der Berginvaliden, weitete sich zu einem völlig neuen Broterwerb aus. Feierabendkünstler wurden zu Spielzeugmachern im Hauptberuf. „Der beträchtlichste Erwerbszweig aber hiesiger Gegend, besonders Seiffen, Heidelberg, Einsiedel, Niederseifenbach und Deutschneudorf ist die Holzmanufaktur, welche zwei bis dreihundert Menschen unmittelbar ernährt…“ heißt es bereits 1804 in Merkels Erdbeschreibung.

1735 wurde im thüringischen Sonneberg die Figur des Nussbeißers entwickelt. Eine Figur, die nach dem Prinzip arbeitete, “ dass in einer kräftigen Gestalt mit großem Kopf der am Rücken bewegte zweiarmige Hebel die Nuss gegen den Oberkiefer drücken musste“, schreibt Manfred Bachmann. Aber auch die Rhöner Wackelfiguren, die Oberammergauer Hampelmänner, die Berchtesgadener Nussbeißer sowie Automatenfiguren des 18. Jahrhunderts, wie sie in einer Erzählung von E.T. A. Hoffmann auftreten, sind allesamt Geburtspaten des Nussknackers aus dem Erzgebirge.

Gotthelf Friedrich Füchtner (1766-1844) verkaufte seine Figuren bereits auf dem Dresdener Striezelmarkt. Prototyp des Nussknackers wurde der Nussknackerkönig Wilhelm Friedrich Füchnters (1844-1923), der eine goldene Zackenkrone auf den schwarzen Schachthut des Bergmanns malte und somit Märchenhaftes und Realität verknüpfte. Seit Füchtners Prototyp hat der Nussknacker viele Veränderungen und Variationen erfahren, der Nussknacker als Polizist, als Soldat oder als König. In Seiffen werde ich in den kommenden Tagen das Nussknackermuseum besuchen.
Für morgen hoffe ich auf besseres Wetter. Es wäre schade wenn Nebel und Regen die beeindruckende Landschaft verschlucken.

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