Grenzenloses Wandervergnügen auf der Via Alpina – 196. Tag

Abschied vom Hotel Rheinland

Bad Wiessee – Lenggries / 02.10.2010 / 196. Tag

Nirgendwo in Deutschland ist mir so viel Heimatverbundenheit aufgefallen wie hier in Oberbayern. Sei es die Sprache, der Baustil der Häuser oder in die Trachten der Frauen und Männer. Kaum ein Ort ohne Volkstheater oder Heimatbühne. An einem Zaun in Bad Wiessee hängen gleich drei Ankündigungen von volkstümlichen Veranstaltungen. Volksmusikabende und Trachtenvereine gehören ebenso dazu, wie Volkstanzgruppen und die Blasmusik. Selbst die jungen Kälber und die jungen Mädchen, die mir heute beim Almabtrieb begegneten, waren fein rausgeputzt.

Nach zwei Tagen Pause im Hotel Rheinland heißt es wieder Abschied nehmen von lieb gewonnen Menschen. Von Menschen die mich umsorgt haben und bei denen ich mich außerordentlich wohl gefühlt habe. Emma ist froh dass es endlich weiter geht, intensives Schwanzwedeln signalisiert Laufbereitschaft.

Unterwegs Richtung Lenggries

Nach zwei Tagen Ruhe fällt es mir besonders schwer den Berg langsam anzugehen. Es ist ein langer und zum Schluss ordentlich steiler Anstieg zur Aueralm (1269 m). Ein gewaltiger Ausblick in die umliegende Bergwelt erwartet mich. Im Süden sind die ersten schneebedeckten Berge zu sehen.

Da es an der Aueralm wieder zu nieseln anfängt, entschließe ich mich, nicht einzukehren sondern weiterzuwandern. Die Neuhütten-Alm scheint bereits verlassen, kein Mensch weit und breit. Dafür entdecke ich auf den Almwiesen den violettfarbenen Enzian, den blauen Enzian und den gelben Enzian. Viele Wanderer sind an diesem Samstag unterwegs. Aus allen Richtungen queren sie meinen Weg.

Am Neuhütteneck entscheide ich mich für den Abstieg nach Lenggries. Zwei Stunden werde ich mit Emma bergab wandern. Unsere gewählte Wegtrasse ist besonders beliebt bei Mountainbikern. Bergab werden wir von Bikern überholt, bergauf kommen sie uns mit schwerem Tritt und schwerem Atem entgegen.

Irgendwann schafft es auch die Sonne durch die Wolkendecke zu blinzeln. Herbstblätter fallen von den Bäumen. Die Ahornblätter segeln wie kleine Papierflieger von den Ästen zu Erde. Es macht Spaß dem Schauspiel zuzusehen. Emma versucht das ein oder andere Blatt im Flug zu schnappen. Manchmal gelingt es.

Bis Lenggries wandern wir ein Stück auf der Via Alpina, einem Zusammenschluss von Wanderwegen durch acht Alpenstaaten: Monaco, Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Slowenien. Der Wegeverbund zieht sich quer über das Dach der Alpen: grenzenloses Wandervergnügen.

Die Sonne schafft es endlich für warme Temperaturen zu sorgen. Mit ausgespannten Sonneschirmen locken Cafes und Straßenkneipen. Mit Emma finde ich ein lauschiges Plätzchen zum ausruhen.

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