Widda Dahemm – 242. Tag

Die letzte Etappe

Saarbrücken – Völklingen / 17.11.2010 / 242.Tag

Mit Katrin Eichenlaub und Jennifer Brandel

 

Jean Schaub auf der Grenze in Schoeneck

Zum letzten Mal heißt es heute Morgen Rucksack packen und mit Emma loslaufen. Horst und seine Frau Rosemarie erwarten mich. Außerdem Katrin Eichenlaub und Jennifer Brandel von Bild Saarland. Sie wollen über den Grenzgänger in der morgigen Bild Ausgabe berichten.
Über die Westspange gelangen wir ans linke Saarufer und wandern zwischen Saar und Autobahn stadtauswärts bis auf die Höhe des Schanzenberges zwischen Saarbrücken und Gersweiler. Dort unterqueren wir die Autobahn. Es beginnt ein längerer Anstieg durch den Stadtwald Saarbrückens. Oben angekommen befinden wir uns an der lothringisch-saarländischen Grenze. Im Grenzort Schoeneck in Frankreich verläuft die Grenzlinie unmittelbar auf der Bordsteinkante der Rue Pasteur. Dort treffen wir Jean Kaas an seinem Holzstapel. Er wohnt in der Rue Pasteur, sein gespaltenes Holz am Waldrand direkt an der Straße liegt in Deutschland. Während ein gemeinsames Foto entsteht, befindet sich Jean in Deutschland und ich stehe in Frankreich. Zu einer Umarmung reicht es in jedem Fall. Am Ende eines herzlichen Gesprächs verabschieden wir uns freundschaftlich. Die letzte Begegnung direkt an der Grenze und mit der Grenze.
Nachdem wir die Straße zwischen Krughütte und Gersweiler überquert haben finden wir am Waldrand die Überbleibsel des ehemaligen Pestlazaretts. Im 12. Jahrhunderts als Kirche für die Orte Aschbach, Gersweiler und Ottenhausen gebaut, diente es der Stadt Saarbrücken im 17. Jahrhundert als Pestlazarett weit draußen vor der Stadt. Später wurde das Gebäude zu einem Bauernhaus umgebaut. Im Volksmund wird die Ruine auch als „Eulebursch“ bezeichnet.

Kurz vor der Ruine treffen wir Karl Ernst Forster aus Berlin. Er hatte mich schon in Zittau besucht und ein Stück meines Weges begleitet. Karl Ernst verbrachte seine Kindheit in Gersweiler bevor es ihn nach Berlin zog. Zur letzten Etappe flog er von Berlin nach Saarbrücken, um mich nach Völklingen zu begleiten. Standesgemäß begrüßt er uns mit Bier, Lyoner und Baguette. Obwohl ich zu Hause sehr selten Wurst esse, muss ich zugeben, dass ich „de Lyoner“ auf meiner Reise ab und zu vermisst habe. Die „gemeine Fleischwurst“ ist damit einfach nicht vergleichbar.
Kurz vor Klarenthal erwartet uns eine Gruppe Wandererinnen und Wanderer meines Stammvereins, des Saarwald-Vereins Völklingen. Sie begleiten uns ebenfalls begleiten bis Völklingen. Gemeinsam durchwandern wir das Waldgebiet nach Völklingen. Am Marienkapellchen oberhalb von Fürstenhausen eine weitere Überraschung. Der 90jährige Vater von Karl-Ernst ist von Gersweiler vorausgeeilt und wartet auf uns um die letzten zwei Kilometer mitzuwandern. Über die Saarbrücke bei Völklingen-Wehrden erreichen wir das Weltkulturerbe Völklinger Hütte wo ich am 20. März 2010 zu meiner Nonstop-zu Fuß-Deutschlandumrundung gestartet bin. Heute, am 17. November 2010 schließt sich nach fast 250 Tagen und 5200 Kilometern der Kreis. Ich bin am Ziel und überglücklich. Meine Frau und meiner Schwiegermutter sowie ein paar Freunde erwarten mich zu einem kleinen Sektempfang. Emma wird mit Biowürstchen begrüßt. Meine Wanderfreunde aus Völklingen singen mir zum Abschluss ein Ständchen. Danke für die liebevolle Begrüßung in der Heimat. Morgen werde ich zum letzten Mal einige Tagebuchnotizen schreiben.

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