Wir haben sie nicht wahrgenommen – 210. Tag

Grenzenloses Wandervergnügen dank dem Schengener Abkommen

Balderschwang – Wolfurt / 16.10.2010 / 210. Tag

Mit festlichem Kuhglockengeläut werden wir in Balderschwang verabschiedet. Wir können die Kühe nicht sehen, sie stehen im nebligen Hang. Die Sicht in die Bergwelt ist auch heute nicht möglich. Auf dem Weg entlang des Baches duftet es nach frisch geschlagenem Holz. Waldarbeiter haben ein Feuer angezündet, um sich zu wärmen. Der Rauch des Feuers zieht ebenfalls durchs Tal. Eine interessante Mischung.

Wir haben sie ohne es zu merken überschritten. Wir haben sie nicht wahrgenommen. Die Landschaft ist fließend, die Almwiesen gehen ineinander über, das Wasser im Bach fließt ungehindert Richtung Westen. Und doch ist sie da: die Grenze. Der Übertritt von Bayern nach Vorarlberg oder von der Bundesrepublik Deutschland zur Republik Österreich geschieht dank dem Schengener Abkommen, das vor 25 Jahren unterzeichnet wurde, ohne Grenzformalitäten. Nicht einmal ein Hinweisschild sagt uns, dass wir Deutschland verlassen haben. Erst als ich an einem nahe gelegenen Bauernhof ein Auto mit Bregenzer Kennzeichen ausmache, weiß ich, dass wir im benachbarten Österreich angekommen sind.

Hinter Gerigsschwend wandern wir fast vier Kilometer entlang der Landstraße bis kurz vor Hittisau. Es ist kalt und es nieselt leicht. Eine kurze Pause im Stehen und Hittisau liegt hinter uns.

Wir wandern durch und entlang von Dörfern, deren Namen ich noch nie gehört habe. In Langenegg ein Hinweis auf das preisgekrönte Dorf: Die Europäische Arge für Landentwicklung und Dorferneuerung hat 2010 die Gemeinde Langenegg als Europa-Gewinner ausgelobt. Die Gemeinde scheint sich für unsere Durchquerung extra herausgeputzt zu haben.

Wir steigen bergab ins Tal der Bregenzerach wandern allerdings nicht lange an deren Ufer, da die Flussschleife Richtung Wolfurt nicht begehbar ist. In Bozenau beginnt ein langer Anstieg nach Buch. Genau das Richtige bei diesem nasskalten Wetter. Oben in Buch hätte man sicherlich tolle Ausblicke in den Bregenzer Wald zum Pfänder und erste Blicke auf den Bodensee. Leider nicht bei diesem Wetter. Nach langem Aufstieg ein langer Abstieg.

In Wolfurt an der Brücke nach Kennelbach endet unsere siebeneinhalbstündige Wanderung. Die Temperatur ist leicht gestiegen allerdings noch immer unter 10 Grad plus. Die Alpen liegen hinter uns. Entlang der Bregenzerach erreichen wir morgen den Bodensee. Vielleicht werden wir ihn erst sehen wenn wir direkt davor stehen. Für heute haben wir fertig.

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